Archiv: liebling.! Radierkunst aus vier Jahrzehnten und ida buchmann

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liebling.! Radierkunst aus vier Jahrzehnten
Die Technik der Radierung hat in Gugging eine lange Tradition. Bereits in den sechziger Jahren ließ Leo Navratil seine Patienten mit einfachem Stichel Kupferplatten bearbeiten. Die Künstler aus Gugging waren damals noch unbekannt und niemand glaubte daran, dass ihre Arbeiten die internationale Anerkennung der Kunstkritik finden werden. Bis in die Gegenwart ist die Druckgraphik ein Medium der Gugginger Künstler geblieben, die als einfache, unkorrigierte Radierungen gedruckt werden. Es handelt sich hierbei fast ausschließlich um Erstdrucke, da niemals eine Kupferplatte, wie sonst üblich, mehrmals bearbeitet wurde. Die Auflagen reichen von einzelnen Probedrucken bis zu einer maximalen Auflage von 100, von denen in der Vergangenheit jedoch nicht selten nur ein geringer Teil ausgedruckt wurde.
Weniger ist mehr. Die Einfachheit der Radiertechnik in Gugging legt oft künstlerische Aspekte frei, die auf Farbstiftzeichnungen oder Leinwände verborgen oder verdeckt bleiben. Zudem kann der Feinheit des Striches von keiner anderen künstlerischen Technik erreicht werden. Wird die Radiertechnik aufgrund seiner festen Verankerung in der Kunstgeschichte und seiner Reproduzierbarkeit nur selten mit  Art Brut in Verbindung gebracht, so verlangt dieses Medium vom Künstler jedoch oft bildnerische Lösungen, die weniger gekünstelt sind als viele Musterbeispiele der sogenannten rohen Kunst. Diese Reduktion ist gleichzeitig die Stärke der Gugginger Radierung.
Im Rahmen der Ausstellung "liebling.!" wurden über 250 Arbeiten gezeigt, darunter Raritäten der Gugginger Radierkunst von TSCHIRTNER, HAUSER und WALLA, aber auch unbekannte Arbeiten, die erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Nach der Präsentation „blug" – Vier Jahrzehnte Kunst aus Gugging, war die umfangreiche Radierungsausstellung eine – für die Art Brut ungewöhnliche - Möglichkeit, eine andere Ebene der Kunst aus Gugging kennen zu lernen. 

ida buchmann
Ida BUCHMANN wurde 1911 in Egliswil in der Schweiz geboren. Sie lebte nach 1966 in der Psychiatrischen Klinik Königsfelden und wurde dort von Roman Buxbaum als Künstlerin entdeckt und gefördert. Noch als Achtzigjährige war sie periodisch künstlerisch tätig.´Ihre Gemütszustände wechselten von tief traurig bis hin zu überwertigem Selbstgefühl. Ihre Werke schuf sie in diesen Höhen der Stimmung. Kräftiger Strich und fast knallige Farben zeichnen ihre Werke aus, die in großer Geschwindigkeit entstanden. Ida Buchmann zeichnete überwiegend in Anwesenheit eines Gesprächspartners, der Inhalt der Gespräche war auch immer Thema der entstehenden Werke. Sehr persönlich, vom Leben, ihren Wünschen und Bedürfnissen geprägt reflektierten ihre Arbeiten auch ihre jeweilige Lebenssituation und Stimmung.
Ida Buchmann wusste nichts von traditionell ländlicher, historischer oder zeitgenössischer Kunst. Ihre Werke entstanden ganz aus einem inneren Ausdrucksbedürfnis und sind Zeugnisse einer sehr talentierten Frau, die auf künstlerische Kriterien keine Rücksicht nahm und ohne Voreingenommenheit ihre Bilder schuf. Der Sprung vom kleinen Papier zu zwei Mal vier Meter großen Leinwänden war kein Problem für die Künstlerin. Umgekehrt sogar: dort konnte sie sich erst richtig ausleben. Die Inhalte weisen immer wieder auf ihr Bedürfnis nach Liebe und auch Liedern hin, denn während des Schaffens wurde oft gesungen. Sie ließ freien Assoziationen ihren Lauf und es herrschte eine frohe Stimmung. Da die Künstlerin erst im hohen Alter als solche entdeckt wurde blieb ihr Oeuvre klein. Sie starb im Jahr 2001. Die Präsentation ihrer Werke im Museum Gugging war die Erste in Österreich.

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