Archiv: judith & shields.! - judith scott meets tribal art, sava.! sekulic und gugging classics 4.!

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Die Objektkünstlerin Judith SCOTT (1943 Cincinnati, Ohio – 2005 Oakland, Kalifornien), deren Werk erstmalig in Österreich eine große Einzelausstellung gewidmet wird, lebte, nach 35 Jahren der Isolation aufgrund der Diagnosen Down-Syndrom und Taubheit, ihr Talent im Umgang mit Garnen, Stoffresten und Alltagsmaterialien aus. 1987 besuchte sie auf Betreiben der ihr eng verbundenen Zwillingsschwester Joyce Wallace Scott zum ersten Mal das Creative Growth Art Center in Oakland, Kalifornien. Diese Einrichtung bietet Künstlern mit geistigen und körperlichen Behinderungen Atelierräume und beinhaltet zudem das fruchtbare Netzwerk eines professionellen Galeriebetriebs mit Ausstellungen und Kunstverkäufen. Nach einem Besuch bei der Künstlerin Sylvia Seventy fand Judith Scott zu ihrem völlig eigenständigen, von großer Ausdruckskraft gekennzeichneten Stil. Sie nahm Wolle, Zwirn und Faden – oft interpretiert als `weibliche´ Utensilien - und verwob die textilen Fundstücke zu grandiosen organischen Skulpturen. Sie umwickelte, verschnürte, verband, deckte zu – Gegenstände des täglichen Lebens verschwanden unter den dicken Schichten farbkräftiger Gebinde. Sie schuf damit Objekte, die in der Kunstgeschichte zuvor nicht zu finden waren.
Die gezeigten Werke entstammen der Sammlung des Creative Growth Art Center und privaten Sammlungen.

Die "shields.!"
Neuguinea ist ein Land, in dem sich bis vor wenigen Jahrzehnten noch steinzeitliche Kulturen erhalten haben. Das Fehlen von Technik – Eisen war nicht vorhanden – verankerte das kulturelle Schaffen in einem Stadium der von der Natur vorgegeben Materialien und Möglichkeiten. Reale und rituelle Kriege, die ausschließlich Männer führten, benötigten Schilde. Diese dienten nicht nur zur Abwehr von Pfeilen und Speeren, sondern waren Symbole der Zugehörigkeit zu einer Ahnenkultur, die ihre Kräfte noch aus jenen der Vorfahren holte. Die Schilde sollten dem Gegner Schreck einflössen und wurden zugleich zum gestalterischen Experimentierfeld bereits spezialisierter Schöpfer dieser Objekte. Die aus den Luftwurzeln von Bäumen gehauene Holzplatte wird zur Leinwand des Künstlers, auf der er mit natürlichen Pigmenten seine abstrakten Bilder schafft.

Über die Ausstellung "judith & shields.!"
Diese Ausstellung zeigt Objekte nebeneinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: `weibliche´ Wolle in den Händen einer Frau, die damit Werke zeitgenössischer Kunst schuf, ohne jemals an der Kunst ihrer Zeit interessiert oder gar zu Lebzeiten darin integriert gewesen zu sein und `männliche´ Objekte einer jahrtausende früher angesiedelten Kultur, die primär einem kriegerisch gesellschaftlichem Ritual dienten. Beide haben eines sichtlich gemeinsam: die Ursprünglichkeit – eine nicht durch Normen und Tendenzen des zwanzigsten Jahrhunderts beeinflusste Produktion, die aber der rezeptiven Entwicklung der westlichen Kultur bedarf, um als Kunst anerkannt zu werden. Ein scheinbares Paradoxon, das den Wunsch des Betrachters nach dem Unbekannten, Neuen oder Fremden entspricht.

Katalog: judith & shields.!
Herausgegeben von Johann FEILACHER.
Monographie „judith.! scott“ gemeinsam mit dem Katalog „shields.! kunst aus neuguinea.“ in einer Kassette.
Je 88 Seiten. Residenzverlag.

sava.! sekulic
Sava SEKULIC wurde 1902 in Bilišani, in der Nähe von Obrovac an der Dalmatinischen Küste geboren. Sein Vater, den er im Alter von 10 Jahren verlor, brachte ihm, der nie eine Schule besucht hatte, Lesen und Schreiben bei. Sava lebte fortan mit seiner Mutter und den drei jüngeren Schwestern, was tiefe Spuren in seinem Bewusstsein hinterließ. Fünf Jahrzehnte später schuf er eine Serie von Kompositionen, in denen Mutterschaft und Familie das zentrale Thema waren. Als Soldat im Ersten Weltkrieg wurde Sekulic an der Italienischen Front verwundet und verlor in der Folge ein Auge. Nach Kriegsende zog er als Gelegenheitsarbeiter durch Jugoslawien. Im Jahr 1943 lies sich Sekulic in Belgrad nieder, wo er Arbeit als Maurer fand. Nach eigenem Bekunden begann Sekulic am Vorabend des Zweiten Weltkrieges Gedichte zu schreiben und diese selbst zu illustrieren. Viele seiner Bilder sind auf der Rückseite mit Versen versehen, die dem Betrachter heute helfen, die Werke zu verstehen, Themen und Zusammenhänge zu erkennen. Nach seiner Pensionierung 1962 widmete sich Sava Sekulic vollkommen seiner künstlerischen Kreativität – dem Malen und Dichten. Dem außerordentlichen Künstler, der 1989 in Belgrad verstarb, widmet das Museum Gugging die Präsentation im Novomatic-Salon.

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