Archiv: Navratils Künstler-Gästebuch.!

Karten kaufen

Das museum gugging zeigt ab 19. März erstmals in einer Ausstellung das KÜNSTLER-GÄSTEBUCH Leo Navratils mit sämtlichen Seiten! Begleitend dazu erscheint ein Faksimile dieses historischen Künstlerbuches als Katalog.
DDr. Leo Navratil war seit Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts Psychiater in der “Heil- und Pflegeanstalt Gugging”, wo er in den 60er Jahren den Mensch-Zeichentest einführte, welchen er in England kennengelernt hatte. Ursprünglich von Florence Goodenough 1926 entwickelt, erleichterte dieser bei vielen Patienten die Diagnose und Zustandsbestimmung. Die Aufgabe bestand darin, mit Bleistift auf ein postkartengroßes Papier einen Menschen zu zeichnen. Bald bemerkte Navratil bei diesen Zeichentests bei mehreren seiner Patienten besondere künstlerische Talente, und er begann, seine Bemühungen in eine künstlerisch orientierte Richtung zu lenken. 1965 veröffentlichte er das Buch ”Schizophrenie und Kunst” bei DTV, das bei der Avantgarde der österreichischen Kunst besondere Aufmerksamkeit fand. Die jungen Künstler erkannten darin eine künstlerische Bereicherung und pilgerten nach Gugging, um die Originale der im Buch abgebildeten Werke besichtigen zu können. So kamen Arnulf Rainer, der einer der großen Gugging-Sammler wurde, der Bildhauer Alfred Hrdlicka, die Maler Eduard Angeli, Peter Pongratz, Franz Ringel oder Loys Egg nach Gugging, um auch die Schöpfer dieser Werke kennenzulernen. 1970 fand in der “Galerie nächst St. Stephan” die erste Ausstellung statt, die ein großer Erfolg wurde. Viele Interessierte kamen, Bilder wurden verkauft, und Navratil begann, seine Patienten als “Patienten-Künstler” zu sehen und sie unermüdlich zu fördern.

Navratils “KÜNSTLER-GÄSTEBUCH” entsteht
Leo Navratil begann, ein von der Pharmafirma Bayer verschenktes Kunstbuch mit eingeklebten farbigen Abbildungen als Zeichenvorlage für die Gugginger Künstler, wie etwa Johann Hauser oder Oswald Tschirtner, zu verwenden. Bald aber entfernte er die eingeklebten Reproduktionen und die Künstler-Patienten zeichneten nun auf die leeren Seiten. Er forderte auch die Künstler, die zu Besuch kamen, auf, in
diesem Buch Zeichnungen, Texte oder Widmungen zu hinterlassen. So entstand ein einzigartiges, authentisches Dokument, das sich über ein Jahrzehnt hinweg mit Originalzeichnungen füllte. Die Besonderheit dieser Sammlung von Zeichnungen besteht nicht nur in der Vielzahl der darin vertretenen Künstler, sondern auch im wechselseitigen Einfluss, den die künstlerischen Arbeiten aufeinander ausüben, sowie in ihrer zeitlichen Abfolge. So schuf beispielsweise Johann Hauser auf einer der Seiten zu unterschiedlichen Zeitpunkten mehrere Zeichnungen zu ein und demselben Thema. Auch haben Gugginger Künstler Lithographien und Radierungen von Arnulf Rainer überzeichnet, während dieser wiederum Arbeiten der Gugginger Künstler übermalt hat. Navratil gelang es, durch diese Form der Vermittlung viele Freunde, Anhänger und Sammler der späteren “Gugginger Künstler” zu gewinnen und Strukturen zu schaffen, die den Aufbau der heutigen Galerie Gugging und des Museums Gugging möglich machten.
Das KÜNSTLER-GÄSTEBUCH schenkte Navratil später seinem Sohn Walter, der selbst Maler war. Als dieser im Jahr 2003 verstarb, kam es wieder zum Vater zurück. Navratil verkaufte dieses Buch dann einem deutschen Sammler, dem wir dafür danken, dass er uns dieses einmalige Werk für die Präsentation zur Verfügung gestellt hat. Das persönliche Engagement Navratils für die Gugginger Künstler trug viel dazu bei, dass diese Kunst in vielen Museen weltweit Einzug halten konnte und durch Ausstellungen und Publikationen bis heute Millionen Menschen erreicht hat. Gugging und seine Künstler sind bis heute ein Mekka für die Anhänger ursprünglicher, von “Kunst” unbeeinflusster Zeichnungen, Malereien und Objekte – unabhängig davon, ob diese nun als Art Brut, Outsider Art oder Werke von Autodidakten bezeichnet werden.

Dauer der Ausstellung: 19. 3. – 23. 8. 2015

Kurator: Johann Feilacher

Mein Besuch

0 Einträge Eintrag

Voraussichtliche Besuchszeit

Liste senden