Ernst Herbeck

Herbeck, Ernst, Porträt

Werk und Leben

09.10.1920 - 11.09.1991

„Ich bin geboren am 4. Juni 1920 zu Stockerau und erlernte gar nichts. weil ich es nicht aushielt. Dann trat ich zur Firma Vogel ein. und erlernte die Maschinschreibkunst.“

Diesen Kürzestlebenslauf verfasste Ernst Herbeck 1975, seit 30 Jahren lebte er damals schon als psychiatrischer Patient in der Niederösterreichischen Landeskrankenanstalt in Gugging bei Klosterneuburg. Herbeck wurde mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren, weshalb er nur undeutlich und mit Mühe sprechen konnte, eine Beeinträchtigung, die auch durch mehrere Operationen nicht behoben werden konnte. „Nicht jeder Mensch hat einen Mund / mancher Mund ist disqualifiziert / oder operiert. So wie bei mir“, schrieb er Jahrzehnte später in einem Gedicht.

Im alltäglichen Sprechen ist der 1920 in Niederösterreich geborene Beamtensohn nicht mehr heimisch geworden und dennoch hat er ein einzigartiges poetisches Werk geschaffen, indem er die Sprache als die „Not-wendigkeit der Menschen“ gleichsam noch einmal erfand. Herbecks unverwechselbare Sprachschöpfungen haben die Leser seit ihrem ersten Erscheinen in den 1960er Jahren fasziniert und sind in ihrer poetischen Eigenart und Eindringlichkeit aus dem Kanon der deutschsprachigen Literatur nicht mehr wegzudenken.

Ernst Herbecks Schreibverfahren und Veröffentlichungen

Ernst Herbeck schrieb Zeit seines Lebens nur auf Aufforderung und meist im Beisein seines Arztes Leo Navratil, der ihm auch die jeweiligen Titel als Anregung vorgab und die so sporadisch über Jahrzehnte entstandenen Texte aufbewahrte. Von ca. 1960 bis zu Herbecks Tod im Jahr 1991 sind an die 1.700 solcher poetischer Notate entstanden, anfangs auf postkartengroßen Kartons, später meist auf Blättern im A4-Format. Die Autographen befinden sich heute zum Großteil in der Handschriften-Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. 1966 publizierte Leo Navratil erstmals eine Auswahl von 83 Texten Ernst Herbecks unter dem Pseudonym Alexander in dem Band Schizophrenie und Sprache, damals noch als Fallbeispiele eines psychopathologischen Schreibens. Wie Navratil wiederholt ausführte, fühlte er sich schon vom ersten Text, den sein schweigsamer Patient auf seine Aufforderung hin verfasste, poetisch angesprochen und eben dieses, Anfang der 1960er Jahre entstandene Gedicht Der Morgen wurde später zu einem der am häufigsten zitierten Texte Ernst Herbecks.

Von Anfang an haben der einprägsame Ton und die oft verblüffende Bildlichkeit der lakonischen Sprachkunststücke die Leser berührt und auch herausgefordert, indem sie sich nicht ohne Weiteres in herkömmliche literarische Kategorien einordnen ließen. Als Dichter, der nie aus eigener Initiative heraus geschrieben und sich an keinem literarischen Diskurs orientiert oder beteiligt hat, stellt Herbeck auch unsere gängigen Konzepte von künstlerischer Autonomie und Autorschaft zur Diskussion.


(Kuratorin Gisela Steinlechner über Ernst Herbeck)

Das museum gugging zeigte von 22.10.2015 bis 22.5.2016 die Ausstellung "ernst herbeck.! eine leise sprache ist mir lieber."
Im Jahr 2014 komponierte Karlheinz Essl im Auftrag des museum gugging die Soundperformance "Herbecks Versprechen".

 

Ernst Herbeck, Der Kuss(ß), undatiert © Sammlung Gugging

Ernst Herbeck, Der Kuss(ß), undatiert

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© Sammlung Gugging

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Ernst Herbeck, Der Kuss(ß), undatiert

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© Sammlung Gugging

Ernst Herbeck, Augengläser, 5.4.1974 © Sammlung Johann Feilacher

Ernst Herbeck, Augengläser, 5.4.1974

Ernst Herbeck, Augengläser, 5.4.1974

© Sammlung Johann Feilacher

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Ernst Herbeck, Augengläser, 5.4.1974

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© Sammlung Johann Feilacher

Ernst Herbeck, Junger Fuchs auf Nahrungssuche, 1974 © Sammlung Johann Feilacher

Ernst Herbeck, Junger Fuchs auf Nahrungssuche, 1974

Ernst Herbeck, Junger Fuchs auf Nahrungssuche, 1974

© Sammlung Johann Feilacher

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Ernst Herbeck, Junger Fuchs auf Nahrungssuche, 1974

Ernst Herbeck, Junger Fuchs auf Nahrungssuche, 1974

© Sammlung Johann Feilacher

Ernst Herbeck, Pfeife, 20.3.1974 © Sammlung Johann Feilacher

Ernst Herbeck, Pfeife, 20.3.1974

Ernst Herbeck, Pfeife, 20.3.1974

© Sammlung Johann Feilacher

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Ernst Herbeck, Pfeife, 20.3.1974

Ernst Herbeck, Pfeife, 20.3.1974

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Ernst Herbeck, Der Kuss(ß), undatiert © Sammlung Gugging

Ernst Herbeck, Der Kuss(ß), undatiert

Ernst Herbeck, Der Kuss(ß), undatiert

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Ernst Herbeck, Augengläser, 5.4.1974 © Sammlung Johann Feilacher

Ernst Herbeck, Augengläser, 5.4.1974

Ernst Herbeck, Augengläser, 5.4.1974

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Ernst Herbeck, Junger Fuchs auf Nahrungssuche, 1974 © Sammlung Johann Feilacher

Ernst Herbeck, Junger Fuchs auf Nahrungssuche, 1974

Ernst Herbeck, Junger Fuchs auf Nahrungssuche, 1974

© Sammlung Johann Feilacher

Ernst Herbeck, Pfeife, 20.3.1974 © Sammlung Johann Feilacher

Ernst Herbeck, Pfeife, 20.3.1974

Ernst Herbeck, Pfeife, 20.3.1974

© Sammlung Johann Feilacher